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Abfahrt

Ich stehe am Gleis, keine Ahnung wo der nächste Zug hinfahren wird. Aber eins weiß ich, da muss ich mit! Am Gleis warten einige Menschen mit mir auf ihre nächste Chance diesen düsteren Ort zu verlassen. Der Himmel färbt sich nahezu schwarz, dicke Wolken kündigen ein heftiges Unwetter an, über mir ist kein Dach, kein Schutz und es beginnt zu regnen. Dicke Tropfen platschen einzeln auf den Boden, auf mich - mitten auf mein Hirn. Noch mehr Menschen begeben sich am Bahnsteig unter das Dach um dem Regen zu entgehen. Dieser wird nun stärker und der Wind nimmt noch einmal richtig an Fahrt auf. Wann kommt dieser kack Zug nur?! Nun, so ist das halt mit derartigen Reisemitteln...ein Phänomen, diese Verlässlichkeit auf beständige und mit hoher Wahrscheinlichkeit regelmäßig eintretende Tatsachen. Die Leute unter dem Vordach des Bahnsteigs drängen sich dicht aneinander, fast ein wenig amüsant...erinnern mich an Sardinen, die sich in einer Büchse zu ihrem letzten Schlaf, wenn  auch unfreiwillig, bereitgelegt haben. Es fängt an zu donnern, der Regen rast nun gleichmäßig in starkem Fall zu Boden und auf meinen Kopf. Meine Frisur ist als solche nicht mehr zu erkennen, sehe vermutlich aus wie ein nasser Pudel - zerstört, derangiert und einfach nur nass. Mir ist kalt und ich vermisse trockene Kleidung, meine Kuscheldecke und eine wohlig-warme Tasse Kaffee. Endlich kommt der Zug, eine Ahnung wohin dieser fährt habe ich immer noch nicht. Ich bin mal ganz wild, verrückt und mutig, lasse mich überraschen! Eigentlich bin ich kein Freund von Überraschungen. Nein, ich mag sie nicht. Zumindest nicht solche wie man sie aus Filmen kennt. Jemand hat Geburtstag, alle "vergessen" zu gratulieren, der Tag ist scheiße und dann...kommt man Heim und sie überraschen dich...hüpfen am besten noch hinter der Couch hervor...grässlich! 
Nun, egal wohin mich diese Reise führen wird, schlimmer als dieser Ort wird der nächste wohl kaum sein. Außerdem Reise ich mit wenig Gepäck, so dass ich nach Lust und Laune einfach weiterziehen kann. Ich lasse fast alles hier - keine Belastung, keine Erinnerungen. Ich will diesen Ort vergessen, möchte ihm nicht traurig ein Tränchen hinterherwerfen, mag einfach nur weg, weit weg und die Vergangenheit abstreifen, nachdem sie nicht meine Gegenwart sein wollte.

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vom mühsamen Weg der Auferstehung

  Wenn dir auffällt, wie sehr du dich veränderst und dann zu der Erkenntnis gelangst, dass du zwar immer wieder merkst wenn dir was nicht gut tut, aber du erst jetzt siehst was schon lange mit dir passiert ist. All die Zeit schliffen Enttäuschungen und kleinere Verletzungen Furchen, so groß wie ausgetrocknete Flussbette liegen sie nun in einem kahlen Tal – ohne Baum, Graßhalm oder Siedlungen. Nun die Frage an dich selbst: wo willst du hin? Wer bist du? Ich habe schon fast vergessen wie ich einmal war – vor Jahren – eine kleine Ewigkeit ist das her, so kommt es mir vor. Normalerweise sieht man so was nur in tragisch-traurigen Filmen. Über ein derartig ausgeprägtes und zur Schau gestelltes Selbstmitleid sollte ich spätestens jetzt selbst lachen! Wehmütig denke ich an meine Vorstellung von meinem Leben, die ich damals hatte. Wer ich sein wollte, wer ich für mich war. Stark, unabhängig, furchtlos. Ja, ich hatte selten viel Kohle auf dem Konto – okay, das ist der Nachteil in dem Alte